Liebe Leserinnen und Leser, vor einigen Jahren (2019) haben wir die Webseite von links-netz aktualisiert. Doch auch die alten Seiten könnt Ihr noch aufrufen. Das geht über die Suche nach Rubriken oder aber im Archiv, das auf der Startseite rechts zu sehen ist, und zwar nach Jahren und Monaten sortiert. Darüber hinaus findet man die […]
Mediale Konflikte um postkoloniale Studien und Antisemitismus in Deutschland
von Aram Ziai
„Antisemitismus“ ist zu einem herrschaftstechnischen Begriff gemacht worden, der dazu dient, Kritik an den herrschenden Zuständen mundtot zu machen. Dies bezieht sich nicht nur auf die Untaten des israelischen Regimes, sondern auf eine Vielzahl gesellschaftlicher Meinungsäußerungen, Organisationsansätze, wissenschaftliche und kulturelle Initiativen. Und dies unter Mithilfe großer Teile dessen, was als „demokratische Zivilgesellschaft“ bezeichnet wird, etwa führende Medien. Damit breitet sich eine Art sanfter Totalitarismus aus, durch den grundlegende demokratische Strukturen – freie Diskussion, Information und Meinungsbildung – beschädigt werden.
Was es mit der „Drecksarbeit“ auf sich hat
von Joachim Hirsch
Bezogen auf den Angriff auf den Iran meinte Friedrich Merz, Israel leiste „für uns alle die Drecksarbeit“. Von Bundeskanzlern und -innen war man früher eine etwas zivilisiertere Wortwahl gewöhnt, aber Trump macht eben Schule. Dabei klingt der Ausdruck Drecksarbeit angesichts zehntausender sozusagen als Kollateralschäden ermorderter eher noch verharmlosend. Merz ist allerdings zugute zu halten, dass er damit eine Wahrheit ausgesprochen hat, die sonst geflissentlich verschwiegen wird, nämlich dass Israel bei seinem völkerrechtlich unzulässigen Angriff auf den Iran durchaus in „unserem“ Interesse handle.
Gaza: Hilfe als Waffe
von Radwa Khalid-Ibrahim
Militarisierung der Hilfe in Gaza bedeutet, dass sie vom israelischen Militär kontrolliert und reguliert wird – also von einer Kriegspartei, die politische, militärische und damit anti-humanitäre Interessen verfolgt. Militarisierung in diesem Zusammenhang heißt, die Kontrolle darüber auszuüben, wem welche Hilfe an welchen Orten zugänglich gemacht und wem sie vorenthalten wird. Auf diese Weise wird die Hilfe zum politischen und militärstrategischen Instrument, ohne dass global verpflichtende humanitäre Standards eingehalten werden.
Der Krieg mit dem Iran und das neue alte Gesicht des Nahen Ostens
von Michael B. Elm (Tel Aviv)
Was mit dem Massaker des 7. Oktobers begann, ist nun in seine Endphase getreten. Die direkte militärische Konfrontation von Israel mit dem Iran bezeichnet das Ende der Stellvertreter- und Schattenkriege und bestimmt die Anfänge eines neuen Nahen Ostens. Wie dieser aussehen wird, lässt sich aufgrund der Vielzahl der staatlichen Akteure und der Unvorhersehbarkeit des Kriegsgeschehens nicht vorhersagen. Die Zerschlagung der ‚Achse des Widerstands‘ der Iranverbündeten in Syrien und Libanon eröffnet neue Perspektiven für die Region, allein die dafür verantwortlichen US-amerikanischen und israelischen Akteure bringen autoritäre Hypotheken ein, die nicht optimistisch stimmen können.
Wie konnte das passieren? Die Demobilisierung der Bevölkerung und der Aufstieg der extremen Rechten in Argentinien
Adrián Piva (Buenos Aires)
Der Aufstieg der extremen Rechten und die Übernahme der Regierung in Argentinien haben die Linke und emanzipatorische Bewegungen erschüttert. Der Wahlsieg von Javier Milei ist das Ergebnis tiefgreifender Veränderungen in der argentinischen Politik. Er stellt nicht nur eine lange Tradition von selbstorganisierten sozialen Kämpfen in Frage, sondern bedroht die bürgerliche Demokratie.
Der Wahlsieg war das Ergebnis eines Prozesses der Auflösung der Kräfteverhältnisse zwischen Kapital und Arbeit, die das Fundament der argentinischen Gesellschaft nach der Krise von 2001 bildeten und Wirtschaft und Politik miteinander verbanden. Er bedeutet daher das Ende einer Epoche und den Eintritt in eine Phase der Unsicherheit.